Aus Pinienholz hat Gepetto, ein einfacher Schreiner, sie geschaffen, die wohl berühmteste Holzpuppe der Welt: Pinocchio.
Und über 500 große und kleine Gäste waren dabei, am vergangenen Donnerstag in der Philippsthaler Kreuzberghalle, wie sich die Wunderpuppe lebenshungrig aber blauäugig naiv von einem Abenteuer ins Nächste stürzt. Pinocchio möchte die Welt kennenlernen und mit seinemTatendrang – von dem nicht alle seine Mitmenschen begeistert sind – bringt er zunächst Gepetto für eine Nacht ins Gefängnis. Die treue Grille redet ihm ins Gewissen und als Erstes lernt er, dass Kinder und Erwachsene nicht immer das Gleiche wollen.
Er stürzt sich in das Abenteuer „Puppentheater“ auf die Tournee
London, Paris, Philippsthal, statt, mit der von Gepetto gegen dessen einzigwärmende Jacke eingetauschten Fibel, die Schule zu besuchen.
Pinocchio entgeht nur knapp dem „Brennholztod“, gelangt aber durch eine rührende Geschichte in den Besitz von vier Goldtalern. Und es wäre nicht Theater Liberi, wenn nun nicht die hinterlistigen Gauner Fuchs und Kater ins Spiel kämen. Schon in der kommenden Nacht wird er nur dank der Grille nicht bestohlen. Nach einem folgenden Schwächeanfall begegnet er der gutmütigen blauen Fee, doch ihr möchte er das Geheimnis seines Geldes nicht preisgeben sondern behauptet, dieses verloren zu haben. Doch die Konsequenzen für das Lügen bekommt er zu spüren – seine Nase wird immer länger. Die blaue Fee gibt ihm folgenden Rat mit auf dem Weg: „Du weißt aber auch und das sagt dir dein Bauch, ohne lügen geht es auch“
und „Wahrheit sagen fällt manchmal schwer, aber das weiß man oft erst hinterher...“.
Doch es kommt wie es kommen muss, Pinocchio fällt letztendlich doch auf Fuchs und Kater herein, vergräbt sein Gold auf dem angeblichen Feld der Wunder und erwartet dadurch Bäume mit Gold. Nicht nur, dass ihm die zwei Schurken nachts sein Geld ausgegraben haben, noch dazu erfährt er, dass Gepetto auf der Suche nach ihm von einem Seeungeheuer gefressen wurde. Umgehend bricht Pinocchio auf und
rettet ihn.
Pinocchio hat während diesen ganzen Erlebnissen positive und
negative Emotionen kennengelernt, Schmerz und Trauer, aber auch aufrichtiges Mitgefühl und Liebe. Dies reicht der guten Fee aus, um ihn am Ende zu belohnen - Er wird ein richtiger Junge.
Theater Liberi hat es wieder einmal geschafft, Kindern durch Musik und Spiel Botschaften zu vermitteln. Es geht um Freundschaft, Toleranz,
Selbstvertrauen und Mut. Das Stück hatte wieder wundervolle Liedtexte (2 Ausschnitte haben wir oben im Text wiedergegeben), das tolle wechselnde Bühnenbild trägt zusätzlich zum Erfolg bei. Und stehender Applaus und die Forderung einer Zugabe sind wohl der beste Beweis, dass das Publikum begeistert ist.
Der Hauptdarsteller des Pinocchio Maik Dehnelt hat auf die Frage nach der Botschaft der Geschichte an die Kinder folgendes geantwortet: „Man wird belohnt, wenn man für andere etwas Gutes tut. Außerdem ist es wichtig, bei der Auswahl seiner Freunde etwas genauer hinzuschauen. Nicht jeder, der sich als guter Freund verkauft, ist es in Wahrheit auch. Erst als Pinocchio feststellt, dass er von Fuchs und Kater betrogen wurde, merkt er, dass die Grille nicht nur zuverlässig, sondern auch ein guter Freund ist. Denn Freunde dürfen auch Kritik üben, Tipps geben und hier und da unser Gewissen sein. Das macht einen wahren Freund aus“