Herkuleskeule - Radiobalett oder Opa twittert am 18. Mai 2015

Bericht der Hersfelder Zeitung (hier der ganze Artikel)
Herkuleskeule aus Dresden gastierte mit "Radiobalett oder Opa twittert" in Philippsthal
 
Mit der Dresdener Herkuleskeule gastierte am Sonntagabend eines der letzten großen Ensemblekabaretts Deutschlands in der Philippsthaler Kreuzberghalle. Getreu dem Programmtitel „Radioballett oder: Opa twittert“ entstiegen die drei Kabarettisten einem überdimensionalen Volksempfänger und begannen sofort, das Publikum mit einzubinden.
Die gemeinsame Feststellung „Genau so isses“ wurde zum geflügelten Wort des Abends und erfüllte immer wieder den Saal.Insbesondere Klaus aus Schenklengsfeld wird den Abend noch länger schmunzelndin Erinnerung behalten, da er des öfteren direkt angesprochen und manchmal auchliebevoll auf die Schippe genommen wurde.
Scharf, bissig, bisweilen politisch unkorrekt betrachtete die Herkuleskeule aktuelle Themen aus ihrem ganz eigenen Blickwinkel, sodass dem Publikum mit unter das Lachen im Halse stecken blieb. Zum Beispiel, wenn in Abwandlung von Georg Kreislers „Tauberl vergiften“ die Missbrauchsskandale innerhalb der katholischen Kirche mit dem Chanson „Schau die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau, geh´ma Knaben vernaschen im Dom“ aufgearbeitet wurden. Der Diätvertreter riet Opa Neugebauer auch schon mal zur Feuerbestattung, denn „da können Sie gleich Ihr Fett verbrennen“ oder empfahl Milchreis mit Pangasiusfilet als „Rentner-Sushi“. Das Fernsehprogramm wurde als „Gebühren- und werbefinanzierte Sterbehilfe“ entlarvt und mit dem Flachbildschirm habe sich die Form endlich dem Inhalt angepasst. Die beiden Volksvertreter waren sich darin einig, dass sie es ohne Volk wesentlich einfacher hätten. Von ihren Wählern erwarteten sie daher, dass diese von ihnen eben nichts mehr erwarten.
 
Bei all diesen Missständen werde der Wunsch nach einem starken Mann am Ende doch noch nachvollziehbar. Brigitte Heinrich trug dazu ihre eigene Version des Dreigroschenoper-Hits „Und ein Schiff mit acht Segeln und mit fünfzig Kanonen“ vor. Ihr „Ein Chef mit Visionen für achtzig Millionen“ mit dem Schlusssatz „Und nach der Katastrophe hatte ihn keiner gewählt“ bildete einen der vielen Höhepunkte des Abends.
Brigitte Heinrich, Michael Rümmler und Rainer Bursche, begleitet vom Pianisten Thomas Wand entfachten ein wahres Feuerwerk an skurrilen Einfällen und eroberten ihr Publikum in der gut besetzten Kreuzberghalle mit Wortwitz und leicht sächselndem Akzent im Sturm. Am Ende gab es lang anhaltenden Applaus als Belohnung.
Von Thomas Landsiedel